28.10.2025
"Wir schätzen unseren Auszubildenden aus Marokko."
Interview mit Ralf Kremerskothen, geschäftsführender Gesellschafter, dem Niederlassungsleiter Christian Nehring und dem Auszubildenden El Mehdi Lahnaini vom Unternehmen Wietholt – Nutzfahrzeuge in Rhede (15 Beschäftigte) zum Thema Ausländische Fachkräfte
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Kremerskothen, Sie beschäftigten derzeit 15 Personen an Ihrem Standort in Rhede. Einer von ihnen ist der 22-jährige El Mehdi Lahnaini. Er kam vor 20 Monaten aus seiner Heimat Marokko zur Ausbildung als Kraftfahrzeugmechatroniker ins Unternehmen. Wie kam es dazu?
Ralf Kremerskothen: Ich erinnere mich noch bestens an den ersten Kontakt mit ihm vor gut zwei Jahren. Er bewarb sich online für den von uns angebotenen Ausbildungsplatz, wir führten zwei Video-Vorstellungsgespräche und dann stand er sechs Monate später persönlich in unserer Firma.
Fachkräfte-Initiative: Sie sagen: "6 Monate später". Warum hat es so lange gedauert, bis El Mehdi Lahnaini von Marokko hierher ins Unternehmen kam?
Kremerskothen: Wegen der notwendigen Einwanderungsunterlagen hat es tatsächlich länger gedauert als geplant. Doch insgesamt verlief die Einstellung einfacher, als wir es erwartet hätten. Heute sind wir ausgesprochen zufrieden mit diesem "Experiment", wie wir unsere erste Reaktion auf Lahnainis Bewerbung bezeichneten.
Christian Nehring: Wir fragten uns damals: "Warum sollen wir diesem jungen Mann keine Chance geben?" Denn sowohl seine Bewerbungsunterlagen als auch der Online-Kontakt mit ihm hinterließen einen guten Eindruck. Seine Praktikumserfahrungen im Kraftfahrzeugbereich in Marokko sprachen ebenfalls für die Ausbildung.
Fachkräfte-Initiative: Welche Erfahrungen haben Sie mit El Mehdi Lahnaini seit seinem Ausbildungsbeginn gesammelt?
Kremerskothen: Wir schätzen ihn sehr. Er kümmerte sich von Anfang an um die notwendigen Anträge weitestgehend selbst und suchte sich sogar allein ein passendes Zimmer in einer Wohngemeinschaft im nahegelegenen Bocholt.
Nehring: Er beherrschte von Anfang an unsere Arbeitstugenden und ist in unserem Arbeitsteam gut integriert. Einzig die in den ersten Ausbildungsmonaten auftauchenden fachsprachlichen Barrieren veranlassten uns, einen speziellen Sprachunterricht für ihn zu organisieren. Für die einmal wöchentliche Teilnahme geben wir ihm früher frei.
Fachkräfte-Initiative: El Mehdi Lahnaini steht kurz vor der Zwischenprüfung. Wie schätzen Sie seine Chancen für einen erfolgreichen Gesellenabschluss ein?
Nehring: Genau können wir das zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht sagen, aber ich würde seine Erfolgschancen als hoch bewerten.
Fachkräfte-Initiative: Was passiert nach der bestandenen Prüfung? Will das Unternehmen Wietholt eine solch qualifizierte Fachkraft weiterhin für sich gewinnen?
Kremerskothen: Wir würden ihn gerne weiterbeschäftigen.
Fachkräfte-Initiative: Welche Vorstellung haben Sie, Herr Lahnaini, selbst von Ihrer beruflichen Karriere?
El Mehdi Lahnaini: Ich stelle mir vor, mich hier in Deutschland zum Meister, Techniker oder Ingenieur zu qualifizieren.
Kremerskothen: Nun er wäre auf jeden Fall nicht der erste Geselle, den dieses Unternehmen bei der Meisterqualifikation unterstützt. Ein solches Selbstbewusstsein und eine solche Zielstrebigkeit sind beeindruckend.
Fachkräfte-Initiative: Das kann man wohl sagen. Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall für die Zukunft alles Gute.
Kremerskothen, Nehring und Lahnaini zusammen: Herzlichen Dank!